Fotozubehör
Mühe um die Schärfe, die Blenden und die Komposition von Fotos
Zum Andenken an Branko Petriniæ

Voraussetzung war natürlich, dass diese Fänge verewigt werden, präpariert oder zumindest zum Andenken als Fotos. Die Zeit von Izaak Walton und die Illustrationen mit Federzeichnungen von Fischen und Fliegen aus dem Buch Der vollkommene Angler war schon Plusquamperfekt und konnte nicht mehr zurückkehren, so dass eigentlich nur Fotos möglich waren. Darin lag zugleich das Problem, da die Fotoapparate damals, in den 70er Jahren des 20. Jh., Privileg der höheren Klasse und nicht gerade allen Bürgern zugänglich waren. Meine Nachbarn, die Kratofils, hatten einen Fotoapparat aus Amerika zu Geschenk bekommen. Sie behaupteten ganz stolz, dass damit auch Farbfotos gemacht werden konnten!
Mein Freund Branko Petriniæ, manchmal mein Begleiter bei Angeltouren, vor allem in Slowenien, hatte einen etwas moderneren Fotoapparat als die russischen Zorka 6 und Smena 8, die im damaligen russophilen Staat so angesehen waren wie die russischen Waffen. Etwas vom Feinsten! Man erzählte, die Objektive seien aus der Fabrik Carl Zeiss aus Jena, sie hätten dicke Etuis aus Rindleder und können auch als Waffe dienen, denn wenn man mit einer Zorka jemandem auf den Kopf schlägt, der steht nicht mehr lange.

Außerdem lebte mein Freund Branko am anderen Ende der Stadt, so dass die Aufnahmen von den Fischen von zwei bis vier Kilo, wie ich sie an der Gacka fing, erst am darauf folgenden Tag gemacht werden konnten, da wir von diesem weit entfernten Fluss immer abends, nach elf Uhr nach Hause kamen. So eilte ich immer voller Enthusiasmus zu meinem Freund, damit er Bilder von meinen Trophäen macht. Die Absicht war in Ordnung, Branko machte das auch ganz gern und wurde natürlich dafür, notabene, immer anständig honoriert – mit einem Dreikiloexemplar. Aber er konnte die Komposition des Motivs nicht hinbekommen. Zu meinem Kummer und hier und da sogar meiner Verzweiflung blieb mein prahlendes Lächeln über die Trophäe unbemerkt, da ich auf dem Foto eine winzige, nicht identifizierte Person auf irgendeiner Wiese darstellte, noch dazu in der oberen Ecke, rechts oder links – völlig egal. Ich machte mich an die Arbeit und erklärte Branko mit einer Zeichnung, wo in diesem Format ich und der Fisch und wo die Wiese sein müssen. Wir wiederholten das gleiche Szenario am darauf folgenden Sonntag, denn die Fische bissen, mir zumindest, an der Gacka immer an, aber im Diacolor herrschte erneut das Gras vor, ich und meine Trophäe waren im Hintergrund. Im Herbst, als ich überglücklich mit einem Huchen von 10 kg zu meinem lieben Freund zur Fotosession rannte, wiederholte sich alles. Wieder erklärte ich ihm, dass der Fisch und ich die Hauptrolle spielen und alles andere nebensächlich ist. Und tatsächlich – Branko setzte mich und den Fisch in die Mitte, aber ich blieb ohne Kopfscheitel und der Fisch ohne einen Teil von Kopf und Schwanz. Am Ende wurde mir klar, dass mein Freund einen Fehler in Form von Paralexie hatte, das ist etwas wie Dyslexie, er sieht zwar den Mittelpunkt, was aber nicht der Wirklichkeit entspricht.
