Der Fluss Neretva - Antun Mateš: Der Verzauberte Angler

Der Fluss Neretva

Der tiefe und 1 km lange Einschnitt der Neretva unterhalb von Mostar

Der Naturwissenschaftler und Anatom Georges Cuvier systematisierte die Forellen, die im Flussgebiet des italienischen Flusses Po leben, bereits im Jahre 1817 als Salmo marmoratus nach der lokalen Bezeichnung Trotta marmorata. 36 Jahre später, im Jahre 1853, systematisierten die österreichischen Ichthyologen Heckel und Kner den gleichen Fisch, aber aus dem Fluss Neretva, als Salar genivittatus.

Nach dem Untergang der Österreichisch-ungarischen Monarchie im Jahre 1918, hatten die damals vorherrschenden Serben im neu gestalteten Staatenverbund des Königreiches der Slowenen, Kroaten und Serben offensichtlich eine ausgesprochene Abneigung gegenüber allem, das mit Österreich zu tun hatte, da die Serben mit den Österreichern sehr schlechte Erfahrungen im erst beendeten Ersten Weltkrieg hatten. Daher waren sie gegen Namen und Worte von germanischer Herkunft besonders empfindlich. Obwohl sie mehrere Jahrhunderte unter türkischer Herrschaft gelebt hatten, die sie offen verabscheuten, hassten und sie sehr negativ behandelten – sie erzogen Generationen mit einem tiefen Hass gegen die Herrschaft der Türken – störten die zahlreichen Worte türkischer Herkunft in ihrer Sprache sie gar nicht. Es waren die Germanismen, deren Gebrauch fast an Häresie grenzte. So änderten sie ohne jegliche Rücksichtnahme den Namen der Neretva-Forelle, der aus der deutschen Sprache übersetzt worden war (Große Adriaforelle) zum kroatischen Namen glavatica, den ein Fisch aus dem Donaugebiet bereits trug (Huchen). Den Huchen nannten sie mit dem serbischen Namen mladica. So ereignete sich ein zweifacher Tausch und es kam zu einem unnötigen Chaos. Besonders zu betonen ist, dass die österreichischen Ichthyologen Heckel, Kner und Steindachner im Jahre 1853 sehr sorgsam und eifrig die Flussfauna bearbeiteten, ihre Verdienste sind gerade in der wissenschaftlichen Bearbeitung von Fischen groß.

Adriaforelle, 72 cm lang und 6 kg schwer, gefangen am 8. August 2005 im Fluss Neretva

Mit großer Begeisterung las ich Beschreibungen des Kampfes mit diesem Fisch in Thallers Zeitung Športski ribar des Autors Miloš Jedlièka: „An einem kalten Herbsttag des Jahres 1921 entschloss ich, im Gebiet Buna – Žitomisliæi zu angeln. Hinter der Mündung der Buna gestaltet die Neretva einen 4 bis 5 Meter tiefen Strudel. Da das Wasser hier zu tief und die Strömung zu schwach ist, beschloss ich, das Angeln an angenehmeren und flacheren Stellen zu beginnen, unterhalb dieses Strudels, wo ich bis dahin viele Fische geangelt hatte“. So schreibt Jedlièka weiter, angelte er nicht sehr lange, als inmitten der Neretva, an einem kleinen montierten Döbel, den man dort Ribiæ nennt, eine riesige Adriaforelle anbiss. „…Ich stoppte die Winde mit dem Daumen, aber eine riesige Kraft zog an der Schnur und raste mit dem Ribiæ durch das Wasser, ich auch. Ich dachte mir, wie lange geht das noch… An der Mitte des Strudels stoppte der Fisch und bewegte sich nicht. Ich versuchte alles Mögliche, um ihn zu bewegen. Nachdem alle Versuche erfolglos blieben, setzte ich mich auf eine Höhle und zündete eine Zigarette an…“. Nachdem er nach längerer Zeit zehn Zigaretten geraucht hatte und etwa einhundert Meter über die Felsen gesprungen war, schaffte er es schließlich, den übermüdeten Fisch in Richtung Ufer zu ziehen. Er staunte über die Größe des Fisches und schreibt weiter: „…Erst jetzt begriff ich, mit was für einem Koloss ich gekämpft hatte. Vor Begeisterung und Jagdleidenschaft war mein Hals trocken, die Knie weich. Noch eine Bewegung und die Rückenflosse des Riesen kam an die Oberfläche. Das war kein Fisch mehr, sondern ein Wasserdrachen. Nach der Körperform handelte es sich um ein Weibchen, ungewöhnlich gut gemästet, 180 bis 190 cm lang, 40 bis 45 kg schwer. Erst jetzt erinnerte ich mich, dass ich keinen Hebehaken hatte und suchte instinktiv in meinen Taschen, ob ich den Revolver mitgenommen hatte. Leider überzeugte ich mich sehr bald davon, dass ich außer meinen zwei Händen kein anderes Werkzeug hatte.“ Langer Rede kurzer Sinn – der Angler Jedlièka, er war Gendarmenmajor, blieb ohne diesen Riesenfisch, der sich am Ende einfach von der Angel löste. Solche Ereignisse waren an der Neretva keine Seltenheit, die Fische wurden sogar sehr oft an Land gezogen, wie im Fall von Aleksandar Èorluka vom 18. April 1927 von der Brücke bei Èapljina. An diesem Tage angelte der glückliche Èorluka wie gewohnt mit einem Ribiæ-Köder von 15 cm Länge und fing sehr bald eine Dentex Forelle von 4 kg, die sein jüngerer Bruder eilig nach Hause trug. Mit noch einem Ribiæ stieß Èorluka an der Holzstütze der Brücke, wo die Fische immer gut anbeißen, auf eine riesige Adriaforelle, die er vor einem großen Publikum erfolgreich an Land zog. Er gestand selbst: „…als ich ihn hatte, war auch ich erstaunt über die Größe, da ich bis zu diesem Tag bei uns keinen solchen Fisch gesehen hatte. Die Kinder schrien «Er lebe hoch, hoch!» Am darauf folgenden Tag lud ich Freunde zum Abendessen ein, einen Teil des frischen Fisches verschenkte ich. Den Rest verzehrten wir 20 – meine Freunde, mein Vater und andere Familienmitglieder – fröhlich und tranken dazu an die 20 Liter unseres guten Weins aus Herzegowina.“ Das ist kein Wunder, denn diese Adriaforelle wog 21,75 kg.

Die Hauptreviere fürs Angeln dieses Fisches fingen unterhalb von Jablanica an, wo die Neretva in einen Canon zwischen den zwei riesigen Gebirgsmassiven Prenja und Èvrsnica gelangt. Etwas weiter bildete die Neretva in Richtung des Nebenflusses Drežanka, nach der Einengung zwischen den großen Felsen bei Grabovica, eine Enge, wo der wilde Strudel jeden verschlang, der beim Überqueren des engen Stegs ausrutschte, welcher die einzige Verbindung der zwei Ufer war. Gerade hier bei Grabovica gab es besonders schöne Angelplätze. Auch in Vojno polje (Soldaten feld), unterhalb von Salakovac und gegenüber dem Dorf Vrapèiæ, bildete die Neretva einen attraktiven, engen Kanal, etwa 100 Meter lang. Er war so eng, dass man das Gefühl hatte, jemand mit Abenteuerlust und Freude am Adrenalin könne ihn überspringen. Ich versuchte es auch. Die Hauptattraktion des ganzen Flusslaufs der Neretva ist die Stelle, die Skakala (Gesprungen) genannt wird, in Mostar selbst. Hier ist die Neretva so eng, dass ein Mutiger sie mit Leichtigkeit überspringen kann. Dieser Ort war schon immer der attraktivste Platz zum Angeln von Adriaforellen, die sich unter diesem Wasserfall versammelten, auf größere Wassermengen warteten und dann das Wasser übersprangen, um weit oben, beim Dorf Obere und Untere Fischer gute Laichplätze zu finden. Bei dieser Angelart handelte es sich natürlich nicht um Sport, da die Einheimischen die riesigen Forellen mit dreihakigen Angeln oder so fingen, dass sie ein Netz ausspannten, in das die Fische fielen, die nicht eng genug am Wasserfall sprangen. Solches Angeln war so bedeutend, dass man sich über das Recht auf diese Stelle heftig stritt, schlug, es gab auch Tote, wie Vejsil Æurèiæ berichtet. Heute ist die Neretva mehrfach aufgeteilt durch das System der Wasserkraftwerke, so dass diese Stellen Vergangenheit sind, mit Ausnahme von Skakala, die es auch heute gibt.

Der unglaubicliche Ort Skakala....Die enorme Kraft des Wassers der Neretva hat einen 1 km langen, engen und sehr tiefen Kanal eingeschnitten, der in seiner ganzen Länge von der linken Seite den Fluss Buna aufnimmt. So fließt der mit Wasser bereicherte Fluss blitzschnell in Richtung Adria. In diesem Revier leben große Weichmaulforellen und die Adriaforelle.

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