Der Fluss Gacka


Der Fluss Gacka war für europäische Forellenangler ein Kultgewässer. Man traf sich mindestens einmal bei feierlichen und nach dem Winter heiß ersehnten Eröffnungen des Forellenfangs nahe des Hotels am Fluss in Lièko Lešæe. Den ganzen Winter erzählte man von den letzten Angeltouren und neue Fliegen wurden für den lang ersehnten Saisonbeginn vorbereitet. Die besonders üppigen Lebensbedingungen der Forellen aus der Gacka brachten mich bei meinen ersten selbstständigen Ausflügen an diesen Fluss an den Rand der Verzweiflung. Ich war damals ein Anhänger der Schule von Krešo Pažur, der fast ausschließlich mit Trockenfliegen angelte. Damit war man an den Gewässern von Ogulin – Dobra, Vitunjèica und am See Sabljaci sehr erfolgreich, genau wie an den slowenischen Flüssen Krka und Radešèica. Eigentlich bestand die Hauptstrategie im Warten auf die Nacht, so dass die halbe Stunde in der Abenddämmerung und die Jagd nach der silbernen Fliege, Silver sedge genannt, eigentlich das wichtigste Erlebnis des Angelns waren. Die Forellen in der Gacka fraßen in der Regel mitten am Tag und mitten im Wasser oder ernährten sich tief am Grund. Ein wahrer Forellentanz begann gegen Mittag, als die vielen großen Exemplare von mehreren Kilo unterhalb der Oberfläche die Fliegen nahmen und ich ohne Erfolg an der Oberfläche angelte und so nur selten einen kleinen Fisch abbekam. Die richtige Angelart an diesem Fluss entdeckte mir Žorž Vranješ, so dass wir vor dem Angeln bei mir vorwiegend nasse und sinkende Fliegen anbanden. Bereits beim ersten Versuch waren Resultate da, denn Žorž angelte ein Exemplar von 3,5 kg. Unser Angelzubehör zum Montieren der Fliegen war damals sehr bescheiden, um die anderen Teile kümmerten wir uns, wie es gerade ging und teilten das Material sehr gerne untereinander auf. Die Fadenfabrik in Zagreb war die Quelle der wichtigsten Fadenfarben, ganz zu schweigen von den bunten Wollwesten und Damenstrümpfen. Federn nahmen wir von geschlachteten bunten Hähnen, wobei die bunten und grauen Köpfe am meisten geschätzt wurden. Ich erinnere mich mit Unbehagen an ein Ereignis, als Pažur und ich beim Huchenangeln im Winter in Sanski Most ein Prachtstück von Hahn sahen. Er hatte glänzende, rote Federn, wobei die Federn am Hals für Äschenfliegen im August oder für die Erstellung kleiner Fliegen für die Sommersaison von der genau richtigen Qualität waren. Hatidža, die freundliche Besitzerin des Hahnes, der stolz über den Hof spazierte, kam der Bitte von Krešo sofort entgegen und schlug dem Hahn mit nur einer Bewegung der Axt den Kopf ab, obwohl wir auch zufrieden gewesen wären, wenn sie nur einige Dutzend Halsfedern ausgerupft hätte, was das Tier gar nicht gespürt hätte. Der Anblick war dramatisch, da der arme Hahn ohne Kopf herumhüpfte und über den Hof purzelte, so dass Hatidža Mühe hatte, ihn, so ohne Kopf, zu fangen und ihn sofort im Kochtopf verschwinden ließ. Ich weiß nicht, ob es wegen dieses schrecklichen Anblicks ist, aber für meinen Fischfang begann ich, mehr synthetisches Material für Nymphen und Imitationen aus der Familie des Aselluss oder der Flohkrebse Gammarus zu verwenden, so dass ich nicht mehr nach den Halsfedern von armen Hähnen jagte.
